FOKUS bildet EX-IN Genesungsbegleiter*innen in der Gesundheitsversorgung aus

Informationen zu den aktuellen Kursen

Der aktuelle Kurs HB14 für EX-IN Genesungsbegleiter*innen in der Gesundheitsversorgung endet im August 2024. Eine Teilnahme am laufenden Kurs ist nicht mehr möglich.

Seit September 2022 sind wir mit dem Kurs in unseren neuen Räumlichkeiten, in denen wir sehr gute Bedingungen für Fortbildungen und Seminare bieten können. Hier werden auch die zukünfitgen Kurse stattfinden: Travemünder Straße 3, 28219 Bremen, großzügige, helle und berollbare Seminarräume im Erdgeschoß mit angenehmer Atmosphäre.

Der nächste Kurs (EX-IN Bremen 15) beginnt voraussichtlich Ende 2024.

Bewerbungen nehmen wir derzeit nicht an. Ab Frühjahr 2024 sind Bewerbungen möglich. Sämtliche allgemeinen Informationen können Sie dieser Internetseite entnehmen.

Hier können Sie den EX-IN Flyer herunterladen

Was ist EX-IN?

Die Idee

EX-IN ist ein Kurs, in dem Menschen mit Krisen und Psychiatrie-Erfahrung als Genesungsbegleiter*innen in der Gesundheitsversorgung qualifiziert werden (siehe Qualifizierung).

EX-IN (experienced involvement) bedeutet:
Beteiligung Psychiatrie-Erfahrener, Experten aus Erfahrung

Menschen mit Krisen und Psychiatrie-Erfahrung verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz.
Sie haben tiefgreifende Krisen durchlebt und überwunden. Dabei haben sie sehr individuelle Genesungswege beschritten.

Dem EX-IN Konzept liegt die Idee zugrunde, dass dieses Wissen um Genesung für die Psychiatrie-Erfahrenen nutzbar wird. Individuell, aber auch als Wir Wissen in der Psychiatrie-Selbsthilfe Szene. Und genauso als Werkzeugkoffer und Haltung, um zu bezahlten Fachkräften im psychiatrischen System zu werden.

Der Idee von EX-IN liegen die Überzeugungen zugrunde:

  • Jeder Mensch trägt das Potential zur Genesung in sich
  • Jeder Mensch kann Verantwortung übernehmen und an allen Entscheidungen, die sein
  • Leben betreffen, beteiligt sein
  • Jeder Mensch weiß, was hilfreich für ihn ist

Erklärfilm EX-IN Genesungsbegleitung

Hier ein Link zu einem Film, der in anderthalb Minuten auf sehr bildreiche Weise die Arbeit von Genesungsbeleiter*innen erklärt.

https://www.trinetz.de/wp-content/uploads/2020/01/Trialog-im-Netz.mp4


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Der Kurs

Im Kurs wird Erfahrungswissen aus der Bewältigung von seelischen Krisen reflektiert,
(neu) verstanden und im Gruppenprozess anderen verständlich gemacht.

So entsteht im Kurs gemeinsames Erfahrungswissen, mit dem die Teilnehmer*innen unterstützend arbeiten können.
Es werden:

  • Konzepte und Haltungen vermittelt, die von Psychiatrie-Erfahrenen entwickelt wurden (zum Beispiel Recovery, Empowerment),
  • Beteiligungsorientierte Methoden und Konzepte genutzt (zum Bsp. Gruppenarbeiten, Rollenspiele, reflecting team, Trialog, Partizipation)
  • Methoden des Lernens genutzt, die von der gelebten Erfahrung und ihrer Reflexion ausgehen
  • Handlungsorientierte Methoden vermittelt, die persönliche Recovery-Prozesse stärken (Wellness Recovery action plan, Recovery star, Portfolio, Krisenplan)
  • Gesundheitskonzepte und nicht Krankheitskonzepte in den Mittelpunkt gestellt (Salutogenese, Resilienz, Ressourcenorientierung)

Diese Idee trägt inzwischen vielerorts Früchte. Zahlreiche ausgebildete Genesungsbegleiter*innen sind bereits tätig. EX-INler*innen – also Menschen mit psychiatrischer Diagnose, die einen EX-IN-Kurs erfolgreich absolviert haben – arbeiten inzwischen als Expert*innen aus Erfahrung an Kliniken, an Sozialpsychiatrischen Zentren, im Bereich der beruflichen Rehabilitation, als Dozent*innen bei Weiterbildungsträgern, in der Jugendhilfe – sprich: überall dort, wo Menschen mit psychischen Schwierigkeiten begleitet und unterstützt werden.

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Der Bremer Anbieter der EX-IN Kurse: FOKUS

FOKUS ist das Zentrum für Bildung und Teilhabe
der Initiative zur sozialen Rehabilitation e.V. in Bremen.

Besuchen Sie die Internetpräsenz von FOKUS (www.fokus-fortbildung.de)
Besuchen Sie die Internetpräsenz unseres Trägervereins der Initiative…e.V. (www.izsr.de)

Erfahren in der Bildungsarbeit

FOKUS in Bremen bietet den Kurs zur/zum EX-IN Genesungsbegleiter*in seit 2005 an und war Pilotregion und Manager des Modellprojektes auf europäischer Ebene, das EX-IN entwickelt hat. Aus Deutschland war neben FOKUS auch das Universitätsklinkum Eppendorf beteiligt.

Fokus hat seit über zwanzig Jahren Erfahrung mit Fortbildungen zu Themen wie Ambulantisierung, Beteiligung, Empowerment, Recovery, Personenzentrierung

Qualität ist für uns selbstverständlich

Die EX-IN Kurse bei FOKUS sind erfüllen die Qualitätsstandards von EX-IN Deutschland e.V.
Der EX-IN Kurs schließt mit einem Zertifikat von EX-IN Deutschland ab.

Zertifizierter Bildungsanbieter

FOKUS ist als nach dem Recht der Arbeitsförderung zertifizierter Fortbildungsträger und die EX-IN Qualifizierungsmaßnahme ist bei uns entsprechend zertifiziert.

Die AZAV Zertifikate ermöglichen den Einsatz eines Bildungsgutschein, den Sie ggf. vom Jobcenter erhalten können. Auch andere Kostenträger schätzen die durch die Zertifikate belegten Qualitätskriterien der bei uns durchgeführten EX-IN Qualifizierung.

Trägerzertifikat als Download

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Geschichte der Entwicklung
des EX-IN-Konzeptes

(EX)perienced (IN)volvement 2005-2007


Das erste LOGO im
Leonardo da Vinci Pilotprojekt.

FOKUS hat nach Erfahrungen in der internationalen Zusammenarbeit auf Kongressen, bei Exkursionen und gegenseitigen Besuchen internationale Einflüsse zunehmend genutzt. In der Entstehungsphase des Betreuten Wohnens der Initiative…e.V. war Triest ein besonders wichtiger Partner. Später kamen CHANG aus Birmingham und igpb aus Amsterdam als Impulsgeber dazu.
Aus den Erfahrungen und Impulsen dieser Kooperationen hat Jörg Utschakowski, der damalige Leiter und Gründer von FOKUS, einen Antrag auf Innovationsförderung im Bildungsbereich im Programm Leonardo da Vinci gestellt.

Ziel des Projektes war die Qualifizierung von Psychiatrie- Erfahrenen, um als DozentIn oder als MitarbeiterIn in psychiatrischen Diensten tätig zu werden. Im Rahmen des Projektes arbeiteten Psychiatrie-Erfahrene, psychiatrische Fachkräfte und Ausbilder aus 6 europäischen Ländern zusammen, um eine spezifische Ausbildung zu entwickeln, die auf dem Erfahrungswissen der TeilnehmerInnen basiert.

Hintergrund

Die Erforschung und Behandlung psychischer Störungen hat eine lange Tradition, in der die psychiatrisierten Menschen als Objekt der Wissenschaft betrachtet werden. Den Erfahrungen der Betroffenen wird kaum eine Bedeutung beigemessen. Das daraus resultierende Versorgungssystem lässt viele genesungsorientierte Ansätze unberücksichtigt und viele NutzerInnen sind mit dem Angeboten unzufrieden. Psychiatrie-Erfahrene verfügen über ein großes Wissen über unterstützende Haltungen, Methoden und Strukturen, das jedoch kaum in die bestehende Versorgung einfließt.

Viele Untersuchungen haben aufgezeigt, dass die Einbeziehung des „Expertenwissen aus Erfahrung“ beiträgt zu:

  • einem erweiterten Verständnis psychischer Störungen
  • neuem Wissen über genesungsfördernde Faktoren in der Psychiatrie
  • der Entwicklung neuer Methoden und umfassender Inhalte in der Fachkräfteausbildung
  • innovativen Angeboten psychiatrischer Dienste

Die geplante Ausbildung soll den Einfluss von Expertenwissen durch Erfahrung auf das psychiatrische Versorgungssystem stärken. Die Einbeziehung von Psychiatrie-Erfahrenen soll zu einer besseren Nutzerorientierung und zu zufriedenstellenderen, weniger diskriminierenden und entwürdigenderen psychiatrischen Dienstleistungen beitragen.

Dies hat zu einer eindimensionalen Sicht auf psychische Störungen und professioneller Dominanz anstatt zu Austausch und Selbstbestimmung der Psychiatrie-Erfahrenen geführt.

Die tradierten Behandlungs- und Erklärungsmodelle sind allein aufgrund der Tatsache, dass sie von den Betroffenen als wenig hilfreich oder gar schädigend empfunden werden, nicht länger aufrecht zu erhalten. Mittlerweile haben viele Untersuchungen nachgewiesen, dass die Beteiligung Psychiatrie-Erfahrener in Forschung, Ausbildung und in psychiatrischen Diensten einen großen Einfluss auf die Verbesserung der erbrachten Leistungen hat.
Eine wachsende Zahl von psychiatrischen Diensten, Ausbildungseinrichtungen, Universitäten beteiligt Psychiatrieerfahrene.
Mit der EX-IN Qualifizierung erhalten diese Personen eine fachspezifische, strukturierter Ausbildung und damit einen anerkannten Status. Zunehmend wird dies gewürdigt und auf eine gerechtere Entlohnung hingewirkt.  

Partnerschaften im Entstehungsprozess

Für die EX-IN Idee waren sowohl der Menschenrechtsansatz der Italiener als auch die Idee von Recovery und Empowerment aus dem angelsächsischen von besonderer Bedeutung. Das Konzept des Wir Wissens ist maßgeblich durch Harrie van Haaster aus Amsterdam ausgearbeitet worden.
In Deutschland war das Universitätsklinikum Eppendorf ein wichtiger Partner, aus Hamburg kam der Impuls des Trialog-Konzeptes, das in Deutschland einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Hierarchien und Vorurteilen in der Psychiatrie gesetzt hat. Auch die Kommunikation und Verständigung zwischen Erfahrenen, Profis und Angehörigen wurde im Trialog wesentlich verbessert.
Die EX-IN Bewegung und das EX-IN Curriculum sind entstanden in der Zusammenarbeit internationaler Partner in einem EU-Projekt. Daran teilgenommen haben Institutionen aus verschiedenen Ländern, die sich durch besondere Ansätze der Beteiligung Psychiatrie-Erfahrener auszeichneten.
Die Partner im Projekt waren:

  • CHANGE, Birmingham
  • FOKUS / Initiative zur sozialen Rehabilitation e.V., Bremen
  • Instituut voor Gebruikersparticipatie en Beleid, Amsterdam
  • Initiative zur sozialen Rehabilitation, Bremen
  • Oslo University College
  • Stockholms Läns Sjukvårdsområde
  • Universitätsklinik Eppendorf, Hamburg
  • University of Central England in Birmingham
  • University of Ljubljana
  • University of Maastricht  

Ergebnisse

  1. Im Rahmen des Pilotprojektes wurden unterschiedliche Erfahrungen und Konzepte der Beteiligung von Expert*innen durch Erfahrung in Europa zusammengestellt.
  2. Vorhandene Studien über die Auswirkungen der Beteiligung von Psychiatrie-Erfahrenen wurden verglichen, sowie neue Untersuchungen durchgeführt.
  3. Die Qualifikationssysteme und die Anerkennungsmöglichkeiten der angestrebten Ausbildung in den verschiedenen beteiligten Ländern wurden verglichen.
  4. Die Ausbildungsbedarfe von Psychiatrie-Erfahrenen bezogen auf die angestrebte Qualifizierung wurden beschrieben.
  5. Geeignete, innovative Ausbildungsmethoden wurden beschrieben und entwickelt.
  6. Kernmodule wurden entwickelt, insbesondere solche, die geeignet sind das Erfahrungswissen von Psychiatrie-Erfahrenen in Ausbildungs- und Versorgungsprozesse einfließen zu lassen.
  7. Ein Curriculum wurde entwickelt, das Psychiatrie-Erfahrenen mit unterschiedlichen Hintergründen eine sinnvolle Fähigkeiten und Wissen bietet, um in den genannten Feldern tätig zu werden.

Jedes beteiligte Land garantierte die praktische Umsetzung (von Teilen) der Projektergebnisse.

Nach der Projektphase

Seit dem Ende der Piotprojektphase sind in Bremen 12 Kurse durchgeführt worden. Mittlerweile gibt es an über zwanzig Orten in Deutschland EX-IN Kurse und in allen Bundesländern EX-IN Landesverbände. 2010 wurde der Bundesverband EX-IN Deutschland e.V. gegründet.
Ca. 40 Genesungsbegleiter*innen arbeiten bezahlt in Bremen, bundesweit schätzen wir ca. 400.
Es gibt EX-IN Kurse in der Schweiz, in Österreich, in Italien. Polen arbeitet mit einem etwas abgewandelten Konzept, in den Niederlanden gibt es das Konzept TOED.
Weltweit gibt es verschiedene Ansätze, Peer support zu nutzen, zum Bsp. in Australien eine berufliche Anerkennung des Peer support Ansatzes. In den USA gibt es Ausbildungsinstitute für Peer support worker, hier ist der Ansatz intensiv mit der Recovery-Bewegung verwoben.

Das Curriculum wurde mehrfach überarbeitet, ein gutes Beispiel ist dafür, dass mittlerweile intensiv mit Methoden aus dem OFFENEN DIALOG gearbeitet wird. Der offene Dialog ein psychiatrisches Kriseninterventions und Behandlungskonzept, das sehr stark auf der Einbeziehung von unterschiedlichen Perspektiven und der Berücksichtigung von Bedürfnissen beruht.

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